2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin999 ccm , 199 PS, 113 NM, volleinstellbares DTC, Racing ABS, elektronisch einstellbares Fahrwerk, Titanventile, von 0 auf 100 km/h in knapp 3 Sekunden. Das sind nur ein paar Fakten der neuen 2015er BMW S 1000 RR! Doch wie fährt sich die schnittige Maschine überhaupt? Unser Motorrad-Ass Julien ist dem auf dem Grund gegangen.

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Auf der internationalen Pressevorstellung in Sevilla durften wir von FANATICAR exklusiv mit Journalisten aus der ganzen Welt die überarbeitete Rakete von BMW auf der Rennstrecke von Monteblanco testen. Auffällig: die 2015er S 1000 RR hat ein sehr schickes Facelift bekommen! Voran haben die Scheinwerfer die Plätze getauscht, wobei der vorherige „Karl Dall“ Scheinwerfer überarbeitet wurde und nun deutlich schnittiger daherkommt. Es wirkt jetzt von vorne so, als würde sie einmal zuzwinkern – diese optische Veränderung lässt es zu, dass ich mich immer mehr in dieses Motorrad verliebe. Die seitliche und hintere Silhouette hat mir schon seit dem Erscheinen in 2010 zugesagt, aber mit dem neuen Facelift finde ich das Motorrad von vorne bis hinten mehr als gelungen.2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin

Jetzt mag der Eine oder Andere sagen: „Hast du den großen Auspuff nicht gesehen? Der war vorher viel kleiner und unauffälliger!“ Das kann man natürlich nicht abstreiten, ich finde es allerdings nicht schlimm, da der Vorschalldämpfer dafür weggefallen ist und die Sound Entwicklung – und jetzt kommt’s – schon beim originalen Auspuff unglaublich genial ist. Teilweise dachte ich auf der Start-und Zielgeraden sogar, dass Sportendtöpfe verbaut sind. Jetzt möge man sich mal vorstellen welche Symphonie der Vernichtung ein Sportauspuff aus der S 1000 RR zaubert!

Das war mit dem Vorschalldämpfer vorher nicht wirklich möglich. Auffällig ist auch der größere Lufteinlass zwischen den Scheinwerfern, auch RamAir genannt. Dieser presst die Luft in die Airbox und generiert mitunter mehr Leistung. Kleine dezente Veränderungen wie zum Beispiel ein kleiner Frontspoiler an der Kanzel unter den Scheinwerfern runden das Design ab.2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin

Optik, Design, Optik, Design…. gucken könnt ihr wahrscheinlich alle selbst. Kommen wir daher zu den Fahreigenschaften und technischen Features. Machen wir erst mal die Zündung an – keine Sorge, für die weiteren Schritte ist kein S 1000 RR Fachstudium erforderlich. Der Drehzahlmesser und der Schaltblitz springen einem sofort ins Auge, ein Grund für BMW den Drehzahlmesser noch übersichtlicher zu gestalten als bei den Vorgängermodellen, was BMW sehr gut gelungen ist. Im Display wird die Geschwindigkeitsanzeige fast zur Nebeninformationen. Heizgriffe ON/OFF, Stufe 1 bis 2, falls die Fingerchen bei 300 km/h mal ein bisschen frieren. Kurze Anmerkung dazu: Ich bin kein Fan von diesen Dingern, aber BMW hat es geschafft, die Griffe trotz Heizelement schlank und bequem zu formen.

Neben der Ganganzeige wird das Display mit einer Schräglagenanzeige geschmückt. Es wird hierbei die aktuelle Schräglage oben angezeigt. Direkt darunter noch eine Anzeige für die maximale Schräglage, sowohl für die linke als auch für die rechte Seite. Für die, die es interessiert: mein Maximum waren 58° Grad. Weiter konnte ich sie im Stand leider nicht kippen, zu wenig Kraft sonst wäre sie umgefallen. – (Ironie aus)2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin

Kommen wir zur mitunter wichtigsten Funktion: die Ridingmodi bzw. zur ab 2015 verfügbaren volleinstellbaren Traktionskontrolle. Folgende Modi sind für die S 100 RR verfügbar: -Rain- -Sport- -Race- -Slick- -User- Rain, Sport und Slick gab es bereits bei den Vorjahresmodellen. Neu und Aufpreis pflichtig sind der Slick und User Mode. In diesen Modi lässt sich unteranderem die Traktion von -7 bis +7 einstellen. Ebenso lässt sich das Fahrwerk in zwei verschiedene Voreinstellungen delegieren.

Um beim Start an der Ampel als Erster wegzukommen, gibt es mit der Sonderausstattung Fahrmodi Pro Launchcontrol – und jetzt kommt es – den Pitlane-Limiter!! Ja richtig gehört, Rennsportfeeling Nonplusultra!! Knöpfchen drücken und die 60 km/h werden nicht überschritten. Zudem hört es sich auch noch extrem geil an, wenn die Drehzahl in den Pitlane-Limiter geht! Moto-GP Feeling you’re welcome! Und nie wieder zu schnell in der Boxengasse.2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin

Das ABS der S1000RR funktioniert einwandfrei und ist für den normalen Straßenverkehr bei diesem Motorrad auch nicht wegzudenken, allerdings gefällt es mir persönlich für die Rennstrecke nicht so gut. Für den normalen Straßenfahrer ist es jedoch ein unglaublicher Vorteil dieses System an Board zu haben. Es lässt extreme Verzögerungen, welche durch das Fahrwerk und die Brembo-Bremszangen möglich sind.

Genug von der Technikseite, wie fährt sich die Rakete? Ich muss sagen nicht viel anders als das Vorgängermodell. Das liegt aber daran, dass sie vorher auch schon ein super Handling hatte. Von allen Supersportlern die ich je gefahren bin, lässt sich die S1000RR einfach am Besten um die Kurven führen. Auch daran wurde am 2015 Modell mit einem geänderten Lenkkopfwinkel und weiteren kleinen Veränderungen gearbeitet, doch das wird dem normalen Käufer dieses Motorrades nicht wirklich auffallen.2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin

Ganz egal, dafür hat er Spaß daran, den Tempomat bei 300 km/h zu aktivieren und so über Deutschlands Autobahnen ohne verkrampfte Gashand zu pflügen.
Ja, es gibt diesen Supersportler mit Tempomat. Selbstverständlich Aufpreis pflichtig. Jetzt mag man sich fragen, wieso ein Tempomat?! Ganz einfach beantwortet: BMW möchte einen Supersportler für so ziemlich jede Situation im Alltag schaffen.
Gehen wir mal von folgendem Szenario aus:

Montagmorgen, 9 Uhr in Hamburg. Pressekonferenz in Berlin um 12:30 Uhr.

25 Grad Außentemperatur und die Sonne lacht einem ins Gesicht. Passendes Gefährt um zu diesem Termin zu fahren ist selbstverständlich die BMW S 1000 RR. In Hamburg ist zu dieser Zeit natürlich Berufsverkehr, aber alles nicht so schlimm, denn erstens sitzt man auf der S 1000 RR für einen Supersportler ungewohnt bequem und zweitens wird sich dank des Pitlane-Limiter mit 60 km/h sicher durch die Autos geschlängelt. Die Kupplungshand tut auch nicht mehr so weh, denn mit dem neuen Schaltassistent kann jetzt sowohl hoch, wie auch runter geschaltet werden ohne die Kupplung ziehen zu müssen. 9:30 Uhr, A7 erreicht. Von 100 auf 300 km/h durchbeschleunigen. Bitte, danke…das war schnell. Jetzt den Tempomat aktivieren und die Fahrt genießen. In Hannover geht es auf die A2 Richtung Berlin. Halb 11, jetzt gibt’s keine Knoppers, sondern einen Zwischenstopp in Oschersleben auf der Rennstrecke wo kurzerhand ein neuer Rundenrekord aufgestellt wird. 11 Uhr, weiter Richtung Berlin. Wir schrauben entspannt bei 120 km/h den Tempomat rein und gleiten mit einem Verbrauch von 5,9 Litern Super die letzten KM entspannt Richtung Berlin.2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin

Ich muss eingestehen – alles etwas auf die Spitze getrieben. Damit wird aber deutlich: ob morgens zu Arbeit, eine Wochenendtour, eine schnelle Runde zur Eisdiele oder Rundenzeiten jagen auf der Rennstrecke, alles ist möglich. Die BMW S 1000 RR ist für jede Lebenslage Kampfbereit. Nur Enduro fahren kann sie noch nicht, aber dafür steht ja die R 1200 GS in der Garage.

Mein Fazit:

Momentan gibt es keinen besseren Supersportler im 4-Zylinder Segment und das bestätigen auch die Verkaufszahlen von BMW. Ebenfalls die kürzlich auf der EICMA vorgestellten Konkurrenten sehe ich nicht als große Gefährdung an.

Text: Julien Pohl 2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin 2015 BMW S 1000 RR - Fanaticar Magazin