Es ja nicht so, dass wir vom im vergangenen Jahr vorgestellten Jaguar F-Type in der offenen Ausführung nicht süchtig geworden wären. Anfang April wurde der Suchtfaktor nochmals erhöht. Mit der Coupé-Version des Sportlers im gnadenlos schicken Design und dazu mit einem Kompressor V8 mit dem Buchstaben R im Signet. Dieser verspricht bei Jaguar immer höchste Performance und leistet brutale 405 kW (550 PS). Das ist eine Kampfansage in Richtung Stuttgart und Maranello, ohne allerdings das Preisgefüge der beiden Hersteller zu erreichen. Dazu später mehr.
Form und Funktion
Welche Gegend in Deutschland wäre besser für eine Fahrzeugvorstellung des Jaguar F-Type Coupé geeignet, als die Eifel mit dem legendären Nürburgring? Die Antwort ist einfach: Keine! Es mag vielleicht noch die private Rennstrecke Bilster Berg im Sauerland interessant sein, wo 2013 das Cabriolet vorgestellt wurde, dennoch kommt an die Eifel mit den wunderbar kurvenreichen Straßen und dem Ring nix ran.
War das Erlebnis Cabriolet schon betörend, so ließ Chefdesigner Ian Cullum nichts an Faszination aus, was den Blick auf einen F-Type nicht festnageln würde. Die lange Motorhaube der komplett aus einer hochwertigen Aluminiumlegierung bestehenden Karosse führt über eine knapp geschnittene Kabine in ein Heck über, das dem E-Type alle Ehre erweist. Dazu zählt auch der hinten hochgezogene Wagenboden mit den, je nach Motorisierung mittig oder außen angesetzten, Endrohren der Auspuffanlage.
Schmal wie die zusammengekniffenen Augen einer Wildkatze präsentieren sich die Rückleuchten, die weit in den hinteren Kotflügel gezogen sind. Wird die große Heckklappe geöffnet, zeigt sich ein Kofferraum, der mit seinem größtmöglichen Volumen 407 Liter schluckt. Das macht auch Sinn, denn hinter den Sitzen ist Ende im Cockpit.
Die Türgriffe klappen von ihrer in die Karosse versenkten Position leicht nach außen, ein Gimmick, der einer Verbesserung der Aerodynamik dienlich ist. Nach dem Platz nehmen werden Fahrer und Co-Pilot in einem Cockpit eingebettet, das mit viel Eleganz und guter Ergonomie die Insassen umschmeichelt. Klar und logisch die Bedienelemente, einzig das Navigationssystem wirkt mit seiner nicht mehr auf der Höhe der Zeit befindlichen Kartendarstellung unpassend.
Konzentriert man sich jedoch auf das Wesentliche, ist die hohe Dynamik des Sport-Coupés in jeder Faser zu spüren. Der Blick auf die analogen Rundinstrumente, die durch digitale Angaben wie Wassertemperatur und Tankinhalt ergänzt werden, zeigt deutlich die Gene eines Rennwagens.
Fahrverhalten
Der Druck auf dem Starterknopf lässt die Körperbehaarung in Habachtstellung schießen. Egal ob V6, V6 S oder V8 R, die Symphonien der Motoren ist immer ein Hochgenuss. Dieser lässt sich mit einem mit Auspuffendrohren gekennzeichneten Schalter allerdings noch einmal steigern. Somit wird aus einer bombastischen Oper ein Metal-Konzert mit klassischer Untermalung rotzender, vermeintlicher Fehlzündungen. Dieses Klangerlebnis verführt immer wieder zum Gas geben und plötzlicher Gaswegnahme. Ereignisse, die jede Fahrt zum Hochgenuss werden lassen, keinerlei Interesse an sonstiger musikalischer Untermalung vermissen lassen und Tunnel-Durchquerungen mit diebischer Freude die Fahrt zum eigentlichen Ziel verlängern, weil man dies immer und immer wieder durchleben möchte.
Die Palette der angebotenen Triebwerke ähnelt denen des Cabriolets. Drei stehen zur Wahl, zwei V6 mit jeweils 250 kW (340 PS) und 280 kW (380 PS) sowie der das R Coupé mit einem V8, der 405 kW (550 PS) leistet. Gefahren sind wir mit allen Varianten, sowohl auf den Landstraßen, als auch auf dem Grand Prix Kurs des Nürburgrings.
Die Qual der Wahl wird möglicherweise primär über den Preis eingeschränkt. 67.000 Euro werden für den „schwächsten“ F-Type gefordert, 78.500 Euro sind es für den S und 103.700 Euro für den R. Wie auch beim Cabriolet lastet der V8 schwer auf der Vorderachse, was in Sachen Agilität einen kleinen Punkteabzug gibt. Aber halt. Eine deutliche Gewichtsreduzierung wird mittels der 8.960 Euro teuren Karbon-Keramik-Bremsanlage erreicht.
21 kg weniger ungefederte Massen sind es, die mit Hilfe diesen extrem gut zupackenden Bremsen erzielt werden. Gelb lackierte Bremssattel sind ein optischer Hinweis auf die hohe Investition, die sich vor allem für Menschen lohnt, die ihren F-Type gerne mal über eine Rennstrecke fliegen lassen.
Welcher Motor nun den besten Antrieb für das F-Type Coupé darstellt, ist eine Sache des Temperaments und möglicherweise auch des Geldbeutels. Die Fahrdynamik und der dazugehörige Spaß sind mit 340, 380 und 550 PS ähnlich hoch. Die Performance passt, auch durch diverse elektronische Helferlein, wie die der adaptiven Dämpfung (Serie S und R) sowie dem TracDSC-Modus, der einen leichten Schlupf erlaubt.
Ausstattung
Die F-Type Coupés sind je nach Motorisierung unterschiedlich ausgestattet. Allen gemein sind unter anderem Bi-Xenon-Scheinwerfer, eine Klimaautomatik, schlüsselloser Zugang zum Fahrzeug, das Start-Stopp-System und die sportlich wie harmonisch schaltende Achtgang-Automatik aus dem Hause ZF in Friedrichshafen. Ebenfalls immer an Bord sind eine 180 Watt leistende Audioanlage und das dazugehörige Radio mit CD-Player und MP3-Funktion inkl. der Schnittstellen.
Ein unbedingtes Muss ist die aktive Sport-Abgas-Anlage mit Klappensteuerung, für die beim Einstiegsmodell allerdings 4.520 Euro hingeblättert werden muss, da diese ausschließlich mit dem Performance-Pack 1 zu bekommen ist. Dafür gibt es eine Hochleistungsbremsanlage sowie den Schalter mit den Endrohren einer Auspuffanlage im Cockpit. Wird dieser gedrückt, sind die Insassen entrückt entzückt. Passanten entweder enthusiastisch und fasziniert oder des infernalen Motorengeräusches wegen, einfach nur konsterniert.
Fazit
Ein Sport-Coupé ganz nach unserem Geschmack. Wobei der F-Type auch noch in offen vakant ist. Zwei Herzen schlagen in der Brust. Das eine mehr für den Genuss Wind und Sonne direkt auf der Haut zu spüren und den hämmernden Sound direkt in die Ohrmuscheln geblasen zu bekommen. Das andere für den ultimativen Kick auf der Rennstrecke, auf dem die geschlossene Variante die eindeutig bessere Wahl ist. Wahrscheinlich würde es Jaguar gefallen, wenn beide Herzen zu ihrem Recht kommen. Was jegliche Qual der Wahl beenden würde.
Technische Daten: Jaguar F-Type R Coupé
Motor: 8-Zylinder-Benziner
Getriebe: Achtgang-Automatik
Hubraum: 5.000 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 405 kW (550 PS)/ 6.500
Max. Drehmoment: 680 Nm bei 2.500 – 5.500 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.470/1.984/1.308 in mm
Radstand: 2.622 in mm
Leergewicht: 1.650 kg
Zul. Gesamtgewicht: 2.050 kg
Kofferrauminhalt: 407 l
Bereifung: 245/40 ZR 19 vorne, 275/35 ZR19 hinten
Felgen: 8,5 x 19? vorne, 9,5 x 19? hinten Leichtmetall
Beschleunigung: 4,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 300 km/h (abgeregelt)
Tankinhalt: 72 l
Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,1 Liter auf 100 km
Preis: 103.700 Euro inkl. MwSt.