Es ist Anfang Februar in Michigan. Ganz oben im Norden, kurz vor der kanadischen Grenze und am Treffpunkt des Lake Superiour und des Lake Huron, liegt Brimley. Die kleine Siedlung beheimatet ein großes Testgelände, das sich im Besitz vom deutschen Reifenhersteller Continental befindet.
Diverse Geländeformen und noch mehr verschiedene Belagarten laden zum Spielen mit Automobilen jeglicher Art ein. Auch und gerade deshalb nutzt Magna, wie auch andere Zulieferer und Automobilhersteller dieses Areal für ausgiebige Tests mit neuen Produkten.
Vier Fahrzeuge standen für unsere Testfahrten zur Verfügung, ein Mercedes-Benz GLA AMG45, ein GMC Canyon, ein Chevrolet Silverado und ein Land Rover LR2, sozusagen das Pendant zum in Europa nun nicht mehr angebotenen Freelander. Waren die drei erstgenannten Fahrzeuge mit ihren ureigenen Allradantriebsarten verbunden, durfte sich der älteste Vertreter im Feld mit dem nagelneuen und noch nicht in der Serie befindlichen FLEX4 schmücken.
Doch vor dem Vergnügen war erst einmal Theorie angesagt. Produktmanager John D. Zalewski von Magna Powertrain verschaffte uns einen Überblick über die verschiedenen Allradsysteme des Hauses. Klassisch zuschaltbar in den normalerweise auf den Hinterrädern angetriebenen Ami-Pickups, variabel im Daimler und komplett zu entkoppeln im Land Rover.
Draußen auf den vereisten und verschneiten Pisten war erst einmal Spaß angesagt. Donuts bis zum schwindlig werden und die unterschiedlichen Einstellungen der Allradtechnologien ausprobieren. Sind die Klassiker unter all diesen Systemen zwar entkoppelbar, sodass nur jeweils die Vorder- bzw. Hinterachse angetrieben wird, kann das neue FLEX4 noch viel mehr.
Das FLEX4 System von Magna verfügt über eine Lamellenkupplung, die vor dem Vorderachsabtrieb der Kardanwelle den restlichen Antriebsstrang nach hinten abtrennt. Zudem unterbricht eine Allradkupplung die Kraftübertragung zwischen dem Differenzial und den Antriebswellen zu den Hinterrädern. FLEX4 gewährleistet so, dass sowohl das Hinterachsdifferenzial als auch die Kardanwelle während der Fahrt mit Zweiradantrieb vollständig stillstehen. Das spart Sprit und wirkt der gesamten Abnutzung beweglicher Teile entgegen.
Wird der Allradantrieb benötigt, schaltet sich dieser innerhalb von 200 – 300 Millisekunden zu. Ein perfektes Beispiel in der Praxis ist das Anfahren am Berg mit differentem Untergrund. In Brimley haben wir dies bei einer Steigung von 20 Prozent getestet. Links waren Vorder- und Hinterreifen auf Eis, rechts auf trockenem Asphalt. Wir brachten das Fahrzeug zum kompletten Stillstand und fuhren dann wieder an. Wie an der Schnur gezogen, bewegte sich der Land Rover LR2 mit FLEX4 ohne zu ruckeln oder ausbrechen nach oben.
Magna hat bereits kommuniziert, dass noch 2015 ein deutscher Hersteller ein Fahrzeug mit FLEX4 auf den Markt bringen wird. Sobald mehr Details veröffentlicht werden, nutzen wir die Gelegenheit für einen ausführlichen Fahrbericht. Begeistert hat uns FLEX4 definitiv bereits im Technologieträger namens Land Rover LR2. (ds)