Schlamm und Matsch, Unwetter und Gefälle… Um einen Mitsubishi Pajero in die Knie zu zwingen, muss man wirklich schwere Geschütze auffahren; denn ihm hallt nicht umsonst der Ruf einer echten Offroad-Ikone nach. Doch was Stock und Stein nicht geschafft haben, hat nun der Erschaffer selbst erzwungen – den Tod des Pajero. Lediglich 1.000 Stück wurden noch in einer „Final Edition“ gefertigt, wir durften von Nummer 246 Abschied nehmen.
Oh, was werde ich ihn vermissen, den guten alten Pajero. Er besitzt diese ureigene Lässigkeit wie kaum ein anderer Wagen. In seinem Segment konnten ihm nur wenige das Wasser reichen. Die Namen alle klanghaft, aber auch zum größten Teil vom deutschen Markt verschwunden: Toyota Land Cruiser, Nissan Patrol, Land Rover Defender, Mercedes-Benz G-Klasse… Sie alle gehörten einer ganz besonderen Liga an.
Der Land Cruiser darf hierzulande nur noch als kleiner Vierzylinder herhalten, die G-Klasse wurde tatsächlich nach vierzig Jahren einer Luxusmuschiaufwertung unterzogen. Soll heißen – die echten Big-Offroader sind Geschichte. Sie haben den Hype der Babytransportierenden-Luschen-SUV-Bomber leider nicht standhalten können. So wurden Einzigartigkeit und Seele gegen Design, Unübersichtlichkeit und Offroaduntauglichkeit eingetauscht.
Da wäre aber auch noch dieser kantige Offroad-Charme, den der Pajero perfekt rüberbringt. Kurze Radstand, viel Gummi, breite Backen – irgendwie ist hier alles stimmig. Alt und doch irgendwie zeitlos. Der Innenraum besticht durch Einfachheit. Kein lästiger Touchscreen beleidigt hier die Finger. Hier sind die Tasten noch Tasten. Und hey, auch ein USB-Anschluss ist mit am Start.
Der Pajero hat zwar auch nur vier Zylinder parat gehabt, konnte sie aber dank des satten Hubraums von sage und schreibe 3,2 Litern optimal nutzen. Da wird sogar manch ein Sechszylinder neidisch. Bedingt dadurch schiebt der Pajero mit dermaßen viel Drehmoment über das Gelände, dass es für ihn kein Halten gibt. Es bewahrheitet sich wieder die alte Weisheit: Hubraum ist nur durch mehr Hubraum zu ersetzen. Der Motor scheint jedenfalls für die Ewigkeit gemacht. Selbstverständlich zieht unser „Kleiner“ problemlos 3 Tonnen Anhängelast hinter sich her, als Fünftürer sogar 3,5 Tonnen.
Dass dieses Konzept durchaus stimmte, zeigte die Gemeinsamkeit mit einer anderen Ikone von Mitsubishi, die leider auch eingemottet wurde – dem Lancer Evolution. Fünf Rallye-Weltmeisterschaften konnten die Japaner einheimsen. Der Pajero konnte ebenso mit ganzen 12 Siegen bei der brutalen Rallye-Dakar für sich punkten. Die Karriere des immer noch extrem beliebten Lancer Evolution hielt immerhin 25 Jahre, der Pajero konnte sich 36 Jahre behaupten. Zwei Automobile mit Charakter verabschieden sich von der Weltbühne, ohne groß Aufsehen zu machen. Traurig.
Unaufhaltbar – Der Mitsubishi Pajero
Und so fahre ich eine letzte Runde mit dem Big Boss durch die Pampa, immer tiefer und weiter. Die Final Edition ist bestens ausgerüstet mit 18 Zoll Offroad Felgen von Delta, Cooper A/T Bereifung und 4 Millimeter starkem Unterbodenschutz von Rival. So ausgerüstet wühlen sich die 190 Pferde mit einem maximalen Drehmoment von 442 Nm sowie permanenten Allradantrieb problemlos durch, über oder unter jedes Hindernis.
Wird es härter, lassen sich Mittendifferential und Geländeunterstützung aktiveren. Dazu ist das Hinterachsdifferenzial zu 100 Prozent sperrbar. Wer es noch mehr auf die Spitze treiben möchte, erhöht die Bodenfreiheit und sorgt für Hardcore-Offroad-Bereifung. Dann gibt es wahrlich kein Halten mehr für den Pajero.
Dreckig, hart und gemein. So mag es auch die finale Edition des Pajero. Das ist dem ewigen Knurren des Reihenvierzylinders immer und überall anzuhören. Doch er kann auch entspannt. Autobahnstrecken und urbaner Alltagsverkehr stellen kein Hindernis für ihn dar. Eben auch, weil der Pajero noch mit Übersichtlichkeit punktet – und keine SUV-Fensterschlitze hat. Und wenn der Pussy-SUV-Fahrer dann dank automatischer Einparkhilfe doch noch um seine 2.000 Euro Felge fürchtet, fürchtet der Bordstein sicher eher vor dem Pajero.
Oh und ja… Natürlich, der Pajero wäre bestimmt auch auf der Nordschleife schnell. Er würde einfach überall geradeaus fahren, Karussell auf Ideallinie? Für den Pajero ist jeder Weg ideal!!! Vier Generationen hat der „Wichser“ ( Pajero auf spanisch) durchgehalten. In Ländern wie Russland oder der Ukraine sieht man ihn häufiger als einen Golf. Doch am Ende hat es doch nicht gereicht. Und so sage ich leise: Leb wohl, Nummer 246. Ich werde dich vermissen.
#ProjektPajeroPinin
Aber… In meiner Garage darf der Pajero weiterleben – und zwar in Form des kleinen Bruders Pajero Pinin. Dieser wurde von 1999 bis 2005 gefertigt und ist hierzulande eine echte Rarität. Im Rahmen der Final Edition haben wir uns nun überlegt, eine echte 1 of 1 Edition zu fertigen.
Das Ziel? Offroadtauglichkeit wie beim Großen gepaart mit Komfort und Entertainment auf dem neuesten Stand. Erste Macken, unendlicher Rost – haben wir schon weitestgehend beseitigen können. Frisch aus dem TÜV und ausgerüstet mit Nokian-Offroad-Reifen und ATE-Bremsanlage haben wir uns in Begleitung des großen Bruders ins leichte Gelände gewagt. Schnell fiel auf, dass der 130 PS GDI Benziner deutlich mehr Schub braucht als der dicke Diesel aus der Final Edition.
Die Nokian-Pneus halten auch an Steigungen gut mit – aber was dem Pinin am Ende zu Verhängnis wird, ist die fehlende Bodenfreiheit. Hier werden wir als erstes Nachbessern müssen. Unterbodenschutz, neue Federn sowie Stoßdämpfer sind nötig. Auch hat der Lack schon bessere Zeiten gesehen. Besonders exotisch wird es bei den Ersatzteilen, die meisten sind nur gebraucht oder im Ausland erhältlich. Wir werden in den nächsten Monaten ausführlicher von unserem Projekt berichten und auf die einzelnen Umbauten und den Komponenten näher eingehen. Bis unser großer Roadtrip beginnt. Der Pajero lebt weiter!!!
Technische Daten Mitsubishi Pajero 3.2 DI-D Automatik „Final Edition“ (3-Türer)
Motor
Hubraum
Leistung (PS/kW)
Maximales Drehmoment
Beschleunigung 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit
Kombinierter Verbrauch
Leergewicht
max. Anhängelast
Preis
Diesel-Turbo-Reihenvierzylinder
3.200 ccm
190/140
441 Nm
10,4 Sekunden
180 km/h
10,3 l/100 km
2.180 kg
3.000 kg
ab 40.990 Euro
Sonderausstattung
18″ Delta-Offroad Felgen, 4 Millimeter Unterbodenschutz, Cooper A/T Bereifung, mattschwarzer Frontbügel, Fondscheiben abgedunkelt, Bluetooth Audioschnittstelle und weiteres.
Fotos: MarioRoman Pictures