Wie hat Mercedes-AMG doch das Auto gepriesen. Der Technologieträger schlechthin. Mit einem echten Formel 1 Motor. Mit Fahrwerten, die die Konkurrenz schlichtweg deklassiert. Und nun hinkt er trotz interessanter Technik seiner Konkurrenz hinterher.
Technisch kann man nicht sagen, dass man sich in Affalterbach keine Mühe gegeben hat. Immerhin ist hier ein echter 1,6 Liter Sechszylinder-Formel 1 Motor verbaut. Der bekommt massiv Unterstützung von einem E-Turbolader und Elektromotoren und bringt es in Gesamtsystemleistung auf 1063 PS (782 kW). Sicherlich wäre noch mehr drin gewesen, aber um eine lange Lebensdauer des Motors zu gewährleisten wurde dieser auf 11.000 U/min gedrosselt.
Sind die Michelin-Pilot-Sport-Cup-Reifen erstmal warm gefahren, steht dem 2,9 Sekunden langen 0 auf 100 km/h Sprint nichts mehr im Weg. Ein Wert, den Porsche selbst mit dem regulären 911 Turbo schon unterbietet. Auch der Wert von 7 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist, gemessen an der Superlative, eher mittelmäßig. Porsche hat bereits 2015 mit dem 918 Spyder einen Sieben-Sekunden-Sprint hingelegt und McLaren, Bugatti, SSC oder auch Koenigsegg sind allesamt schneller. Die Versprechung von sechs Sekunden sind verpufft. Was bleibt, ist der Topspeed. Aber auch der wird bei Mercedes bei 352 km/h abgeregelt.
Zockerfreunde konnten sich den Mercedes-AMG One schon detailliert auf Forza Horizon 5 anschauen. Die Tatsache, dass auch dort im Multiplayer kaum einer den One wählt, spricht schon Bände. Das Design wirkt schon jetzt alt. Irgendwo zwischen nett und ok. Form follows Function und gut ist. Gegen die Radikalität eines McLaren Senna oder die zeitlose Eleganz eines 918 Spyder kommt der One einfach nicht an.
Tatsächlich soll der auf 275 Exemplare limitierte Mercedes-AMG One bereits ausverkauft sein. Knapp 3,3 Millionen sind für ein Produkt fällig gewesen, welches nicht die ursprünglichen Anforderungen erfüllt und zudem performancetechnisch selbst Autos zum Bruchteil des Preises nicht das Wasser reichen kann. Zudem fehlt ihm der Zauber von Fahrzeugen wie dem des CLK GTR oder 190 EVO2. Auch eine Rundenzeit auf der Nordschleife wurde bis dato nicht kommuniziert, aber auch hier dürfte die Priorität auf dem Spitzenplatz liegen. Warten wir es ab.
Was bleibt ist ein technisch interessantes Fahrzeug eines Herstellers, von dem man eigentlich nur die absoluten Superlative erwartet hätte. Die meisten dieser Fahrzeuge werden sich so wohl eher die Reifen in den überdimensionierten Vitrinen dieser Welt platt stehen. Chance verpasst.
Fanaticar Magazin | Fotos: Mercedes-Benz