ADAM! Und um es gleich klarzumachen. Es wird englisch ausgesprochen, also „Ädäm“. Er ist es, der dem angeschlagenen Opel Konzern endlich wieder Hoffnung zu fächern soll. Ein urbaner kleiner Flitzer soll es nun allen zeigen. Der Adam ist eine komplette Opel Eigenentwicklung und dementsprechend ist man in Rüsselsheim zugleich stolz wie auch nervös. Wir durften den in Eisenach gefertigten Kleinwagen schon mal vorab über die Straßen Portugals scheuchen und waren mehr als angetan.
Opel hat sich die letzten Jahre im biederen Design und mitunter auch an massiven Qualitätsproblemen verloren. Das alles ist mittlerweile Geschichte. Seit dem Insignia darf man sagen, Opel baut bessere Autos denn je – nur den potenziellen Kunden hat das leider noch nicht ganz erreicht. Die Offensive der Rüsselsheimer? Go Lifestyle, Go Trendy – und der Adam hat mit seinen zigtausend Individualisierungsmöglichkeiten das Zeug dazu. Rund190 Millionen Euro ließ sich Opel dieses Projekt kosten. Sie scheinen gut angelegt zu sein.
Der Rüsselsheimer Autokonzern setzt hier voll auf junge Privatkunden. In Zahlen: 80 % gehen voraussichtlich in private Hand, während die restlichen 20 % wohl die üblichen stylischen Agentur, Pizza und Kurier Flitzer darstellen werden. Deutschland und England (hier als Vauxhaull ) sind die klaren Hauptmärkte, aber auch Italien, Frankreich und die Niederlande sollen eine große Rolle spielen. Die Konkurrenten sind schnell aufgezählt: Mini, Citroen DS3, Fiat 500 und Audi A1- Und bis auf den letztgenannten fahren alle sehr gut mit dem hauseigenen Lifetstyleflitzer im Mini-Format.
Im Grunde genommen ist der Verwirklichungsgedanke eines trendigen Kleinwagens bei Opel ein alter Hut. Schon 1983 stellt Opel eine Studie namens „Junior“ vor. Das als bestes Konzeptfahrzeug des Jahres gekürte Einzelstück wurde leider nicht in die Realität umgesetzt. Wahrscheinlich war die Studie wohl zu nah am erst ein Jahr zuvor auf den Markt geworfenen Corsa dran. Es sollte dreißig Jahre dauern bis sich Opel dann doch noch gewagt hat, ein fesches Modell unterhalb des mittlerweile gestandenen Corsa auf die Straße zu bringen.
Design Außen – Frech und modern
Gerade mal 3,70 in der Länge und 1,72 in der Breite misst der Adam. Und genau diese Breite lässt den Adam satt auf der Straße stehen. Das Design ist dynamisch und freundlich zugleich. Opel Designer Adam Ward wurde aufgefordert, etwas Neues auf den Markt zu werfen und trotzdem das Flair der aktuellen Opel-Flotte zu integrieren. Ein Detail sind unter anderem die sogenannten Shockwaves in der Seitenansicht, die sich um die Türgriffe ziehen. Diese geben auch dem schicken Astra GTC seine besondere Formgebung.
Die Spange im Kühlergrill ist an den Enden leicht nach oben geschwungen und gibt der Front so ein lausbübisches Lächeln. Hätte Audi den Mut dazu gehabt, den A1 so zu gestalten, würde er sich in den Autohäusern wahrscheinlich nicht die Pneus wundstehen.
Design Innen – Aufgeräumt und mit viel Platz
Auch der Innenraum präsentiert sich stylish. Die großzügige Breite macht sich positiv bemerkbar. Im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen im A-Segment, muss hier nicht gekuschelt werden. Dazu sind die erstaunlich gemütlichen Sitze da, die neben einer Kunstleder-Stoffvariante auch in mit komplettem Lederbezug erhältlich sind. Auf den hinteren Sitzplätzen möchte man aber nicht unbedingt jemanden verfrachten, der es nicht verdient hat. Die Rückbank dient also eher zum Nottransport als zum Reisen. Wer darauf Wert legt, sollte eher auf den Plattformbruder Agila zugreifen.
Das dicke Lederlenkrad (optional mit Lenkradheizung!) und die schicken Tachoinstrumente gefallen gleich auf Anhieb. Auch dass sich das Lenkrad großzügig in alle Richtungen verstellen lässt, ist keine Selbstverständlichkeit, besonders nicht in dieser Klasse.
Das 7-Zoll-Touchscreen versorgt die Passagiere mit Informationen über die Klimaanlage und Multimediafeatures. Interessant ist hierbei, dass nicht nur das iPhone iOS integriert wurde, sondern auch Googles Android System. Einmal verbunden lassen sich über das Intellilink genannte System verschiedene Apps wie zu Beispiel das Navigationssystem BringGo einfach auf dem Bildschirm abrufen. Das Touchscreen reagiert dabei sehr fix, hat aber hier und da noch mit ein paar Macken zu kämpfen gehabt. Diese sollen aber bis zur offiziellen Markteinführung verschwunden sein. Auch Siri wurde integriert, ebenso so wie die Möglichkeit Fotos und Videos über die Anzeige abzuspielen.
Auch die zweite Generation des Opel Park Assistenten kommt hier zum Einsatz. Einmal die Assistenz Taste gedrückt, sucht der Adam selbstständig eine ordentliche Parklücke, um sich dann eigenständig hinein zu befördern. Der Fahrer hat dabei nichts weiter zu tun, als das Gaspedal zu bedienen. Der Rest erledigt sich gewissermaßen wie von Geisterhand von selbst.
Der Sound der Anlage ist schon in der normalen Ausführung recht passabel geraten, lässt sich aber noch um eine Infinity Anlage erweitern. Diese raubt dem ohnehin schon winzigen Kofferraum dann aber noch mal 75 Liter. Eine Entscheidung, die durchdacht sein sollte. Ohnehin ist der Kofferraum mit seiner hohen Ladekante der einzig wirkliche Kritikpunkt, den bis dato beim Adam gefunden werden konnte.
Das Zauberwort des Adam – Individualisierung
Wer heutzutage hip sein will, kommt mit einem pfiffigen Design allein nicht mehr weiter. Individualisierung ist das Zauberwort. Und genau diese bietet der Adam in Hülle und Fülle.
Zu Anfang stehen dem Kunden drei Ausstattungslinien zur Verfügung. „Jam“ steht für den unkonventionellen , „Glam“ für den eleganteren und auf Style geprägten und schlussendlich „Slam“ für den sportlichen Draufgängerkunden. So will es uns jedenfalls das Marketing verkaufen. Diese lassen sich dann noch verschiedenen Dekorpaketen weiter anpassen.
12 Karosseriefarben lassen sich mit 3 Dachtönen kombinieren, weitere Farben sollen folgen. Auch die Spange im Kühlergrill lässt sich farblich anpassen. Bei den Felgen hat der Kunde ebenso die Qual der Wahl. Von 15 bis 18 Zoll sind verschiedenste Designs und Farben erhältlich. Besonderer Höhepunkt sind die 18 Zöller, die einzigartigen Zierclips in verschiedenen Farben versehen werden können.
Auch der Innenraum lässt sich beliebig anpassen. Wie wäre es mit 19 verschiedenen Dekoren? Oder drei stylishen Dachausführungen? Oder um noch einen auftrumpfen „Sky & Stars“ für 380 Euro? Der bringt nämlich durch seine mehr als 60 LEDs im Dachhimmel den Flair von Rolls-Royce in die Studentenklasse. Und schlussendlich darf auch der personalisierte Schlüssel in der gewählten Lackfarbe nicht fehlen. Es dürfte schwierig werden, auf zwei komplett identische Adam anzutreffen.
Der Motor: Ausreichend Kraft und dennoch sparsam.
Vor Ort stand nur die mittlere Motorisierung mit 64 kW/ 87 PS zur Verfügung. Des Weiteren werden zum Marktstart ein 1.2 Vierzylinder mit 51 kW/ 70 PS und ein weiterer 1,4 Liter Sauger mit 74 kW / 100 PS angeboten. Doch auch mit 87 Pferden prescht der Adam ausreichend flott voran, behauptet sich wacker im wirren Stadtverkehr Lissabons. Auch harmoniert die Abstimmung mit dem manuellen Fünfganggetriebe. Alle Motoren sind optional auch mit dem ecoFLEX-Technologiepaket zu bekommen. Darin inbehalten ist auch das kraftstoffsparende Start/Stop System.
Auch auf der Autobahn weiß der Kleine sich zu behaupten. Einziges Manko. Geht es im fünften Gang bei 100 bergauf, muss runtergeschaltet werden, um das letzte Quäntchen Leistung aus dem knurrigen Vierzylinder herauszuquetschen. Die maximale Leistung liegt nämlich erst bei 6.000 U/min an.
Genau nach diesen Drehzahlen giert der Adam auch, sobald es in die kurvigen Bergstraßen an Portugals Küste geht. Mit einer überraschenden Leichtigkeit wieselt sich der Zwerg durch jede Windung-sofern man den Motor bei Laune hält. Demnächst ist noch ein weiterer Motor mit Turboaufladung angekündigt, man hüllt sich bis dato aber eben in Schweigen, was die konkreten Daten angeht.
Dabei reagiert die Lenkung absolut exakt. Hierzu sei noch erwähnt, dass unser Testwagen mit einem Sportfahrwerk daher kam, das optional ab 16 Zoll und serienmäßig ab 17 Zoll Bereifung angeboten wird. Es ist so gut abgestimmt, dass dynamische Landstraßenfahrten ausreichend straff und ohne Wanken genommen werden. Andererseits bietet das Fahrwerk dennoch genug Komfort, um auch auf den teilweise waffenscheinpflichtigen Nebenstraßen Lissabons zu bestehen.
Diese Leichtigkeit der Querdynamik ist es, die man bei anderen Konkurrenten wie dem Fiat 500 vermisst. Und das Beste dabei ist, dass, obwohl der Adam rauf unter runtergequält wurde und immer wieder dem roten Drehzahlbereich nahe kam, stieg der Verbrauch kaum höher als acht Liter. Nein, im Gegenteil, der angegebene Durchschnittsverbrauch von 5,1 Litern auf 100 km kam dem am Ende gemessenen Verbrauch trotz rasanter Fahrt mit 5,8 Litern erstaunlich nahe.
Preis und sonstiges
Was gibt es sonst noch zu sagen? Der Adam Spaß beginnt in der Basis bei 11.500 Euro. Doch interessanter für die Sparfüchse unter den potenziellen Käufern ist der Punkt, dass der Adam schon ab 9,90 € versichert werden kann – und zwar Vollkasko. Auch interessant: Karosseriestruktur und Stoßfänger sind so konstruiert, dass sie bei Kollisionen im Niedrigtempo minimieren. Soll heißen, bei kleinen Parkrempler und andere Ungeschicklichkeiten drückt der Adam mal ein Auge zu, bevor es kostspielig wird. Auch sonst versteht es sich von selbst, dass der Adam ein großes Maß an Sicherheitsfeatures bietet.
Was fehlt? Ein oder zwei durchzugsstarke Diesel, eine noch durchzugsstärkere OPC Variante und eine spritsparende Automatik. Bei den Individualisierungsmöglichkeiten wären zudem noch Platz für verschiedene Mattfolierungen. Ansonsten hat Opel es geschafft, ein rundum charmantes und durchdachtes Auto auf den Markt zu bringen, der den ersten Stimmen nach, bisher nur für positives Feedback sorgte.
Auch in Lissabon war das Fotografieren eine Qual, denn kaum positioniert bildete sich auch gleich eine Menschentraube um den Winzling. So viel Aufmerksamkeit bekam zuletzt der Fiat 500 bei seiner Markteinführung und der hatte noch den Vorteil, dass er auf eine Historie zurückgreifen kann. Opel schafft das auch ohne diesen Vorteil. Wenn das mal kein guter Ansatz für einen echten Bestseller ist.
Leistungsdaten 2012 Opel Adam “Slam” 1.4 ecoFLEX
Motor | R4 |
Hubraum | 1.398 ccm |
Leistung in kW / PS | 64 kW / 87 PS bei 6.000 U/min |
Drehmoment | 130 Nm bei 4.000 U/min |
Gewicht | 1135 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 1480 kg |
Zuladung | 345 kg |
Allgemeiner Durchschnittsverbrauch | 5,1 l |
CO2 Emissionen | 119 |
Euro Norm | 5 |
Kofferraumvolumen | 170 / 663 |
Beschleunigung 0 auf 100 km/h | 12.,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 176 |
Preis (Basis): | 14.605, 00 Euro |
Was sagen die Kollegen zum neuen Opel Adam?
– Rad-Ab.com (Jens Stratmann) – Angetestet: Opel Adam
Zitat: ” In meinem ersten Beitrag habe ich Ihn „Mini-Killer“ genannt, das muss ich nun noch ausweiten, denn auch den Fiat 500 steckt der Opel Adam locker in die Tasche. Der Opel Adam ist frisch, hat keinen direkten Vorgänger, den man nun “retrorisch nachempfinden” kann.”
– Auto Bild: So fährt der Opel Adam
Zitat: ” Viel bessere Noten verdient Opels Junior, wenn er sich ein wenig austoben kann. Kurven, möglichst viele hintereinander, schön geschlängelt, die liebt er. Auch wenn in Lenkung und Schaltung noch mehr von der Feinfühligkeit und Exaktheit eines Mini wünschenswert wäre, so gefällt die Beinarbeit doch außerordentlich.”
– Asphaltfrage.de (Fabian Mechtel) – Neues Fahren- der Opel Adam
Zitat: “Um es kurz zu machen: der neue Opel hat die richtigen Antworten für die Fragen einer neuen Käufergeneration. Er ist weniger Auto und bietet deshalb mehr. Er ist einfach eine neue Art des Fahrens.
– Welt Online: Der kleine Adam ist ein Parkplatzwunder
Zitat: Weil es für all die vernünftigen Transportaufgaben neben dem Corsa auch noch den Meriva und den gern vergessenen Agila gibt, muss er sich mit so nebensächlichen Dingen wie der Transportkapazität und der Raumausnutzung erst gar nicht abgeben und konzentriert sich auf das, was bei der jungen Kundschaft in den großen Städten am meisten gefragt ist: Die Lust am Leben, viel Farbe und Individualität.
Credits:
Text: Mario-Roman Lambrecht
Fotos: marioroman pictures / OPEL AG
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