Totgesagte leben eben doch manchmal länger. Ford dürfte sicht mittlerweile mächtig ärgern das sie nichts aus der Marke Jaguar und Land Rover gemacht haben. Neu-Besitzer Tata klatschte kräftig in die Hände und modernisierte beide Marken von Grund auf neu. Mit Erfolg! Denn nun eilt der britisch-indische Autobauer von Rekord zu Rekord. Mit dem eben vorgestellten Range Rover Sport soll diese Geschichte fortgeschrieben werden. Das wird auch glücken, denn der neue Range steht gut im Futter und ist seinem etwas größeren und wesentlich teurerem Bruder namens Range Rover durchaus ebenbürtig.Form und Funktion
Mit einer Länge von knapp 4,90 m ist auch der Range Rover Sport kein Stadtauto. Und auch kein Supersportler. Obwohl er mit der für einen Geländewagen fast schon geduckt wirkenden Karosserie eine hohe Dynamik ausstrahlt. Vor allem in der seitlichen Betrachtung wirkt dieser Eindruck in besonderer Art und Weise. Einem Coupé gleich senkt sich die Dachlinie, verstärkt durch eine scharfe Linie unterhalb der Fensterfront.
Das Innere eines Range sollte, nein muss edel sein. Leder sollte sich mit Holz oder im Falle des Range Rover Sport mit Edelmetallen treffen. Die Erwartungen werden erfüllt und die zusätzlich notwendigen Kunststoffteile sind der Klasse entsprechend hochwertig. Was auch für die gesamte Verarbeitungsqualität des mindestens 59.600 Euro teuren Gelände-Sportlers zutrifft.
Fahrverhalten
Drei Leistungsstufen mit zwei verschiedenen Motorenarten stehen zum Verkaufsstart des Range Rover Sport am 20. September 2013 zur Wahl. Zwei Turbodiesel mit 190 kW (258 PS) bzw. 215 kW (292 PS) und der mit einem Kompressor beatmete 5-Liter Supercharged V8 mit 375 kW (510 PS). Ein 4,4-Liter V8-Diesel mit 250 kW (339 PS) soll folgen. Zudem wird für besonders sparwillige Zeitgenossen noch in diesem Jahr ein Diesel-Hybrid verfügbar sein.
Bei der Pressevorstellung Mitte August nahmen wir uns die beiden Diesel und den brabbelnden V8 zur Brust. Zuerst den in Punkto kW/PS zwar vermeintlich schwächeren, mit 600 Nm Drehmoment jedoch gleich starken Diesel. 7,6 Sekunden vermeldet uns das Datenblatt für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h und das bewahrheitete sich gefühlt direkt auf den ersten Metern auf einer Landstraße. Mit dem wunderbar agierenden Achtgang-Schaltautomaten gekoppelt, zieht der Range Rover Sport jede auch noch so schwere Wurst vom Brot.
Da kann der Griff zum vermeintlich stärkeren Diesel faktisch entfallen. Es tut nicht not, den rund 4.000 Euro teureren 292-PS-Motor zu wählen. Es rentiert sich eher, auf eine höherwertige Ausstattungsvariante zurückzugreifen. Anders ist das Bauchgefühl beim V8 Supercharged. Da geht nämlich nicht nur die berühmte Post ab. Der grummelige Sound und die sagenhafte Beschleunigung von 5,3 Sekunden auf die magischen 100 km/h lassen die Backen flattern und, um Walter Röhrl zu zitieren, die Tränen der Ergriffenheit in Richtung Ohren fließen.
Bei allen drei von uns gefahrenen Motorvarianten begeisterte nicht nur die Leistung, sondern auch die perfekte Fahrwerksabstimmung. Verantwortlich für die optimale Haftung auf jeglichem Untergrund ist ein Bündel an Maßnahmen. Dazu zählen unter anderem die Fahrwerkskonstruktion aus Aluminium, vorn einzeln aufgehängte Räder und hinten eine aufwendige Mehrlenkerlösung.
Die im Gegensatz zum Vorgänger weiterentwickelte Luftfederung lässt nicht nur auf befestigtem Untergrund alle Möglichkeiten der Fortbewegung zu. So nahm die Bodenfreiheit von 58 auf 282 mm zu und das Fahrzeugniveau lässt sich um insgesamt 185 mm verändern. Solchermaßen ausgerüstet und wie immer im permanenten Vierradantrieb unterwegs, ist es für den Range Rover Sport ein Leichtes auch jenseits des Asphalts „Bella Figura“ zu machen.
Zur Wahl stehen übrigens zwei Allradoptionen. Der Klassiker mit 50:50-Verteilung auf Vorder- und Hinterachse sowie einer 100-prozentigen Sperrmöglichkeit. Oder alternativ die Lösung mit einem einstufigen Verteilergetriebe mit Torsendifferenzial. Von diesem werden die Antriebskräfte automatisch an die Achse mit dem besseren Grip verteilt. Fahrdynamisch bedeutet die Quote von 42 zu 58 zwischen Vorder- und Hinterachse mehr Freude beim um die Kurven heizen.
Wie bei Land und Range Rover üblich, ist auch der Sport mit dem Terrain Response System 2 ausgestattet. Dies erlaubt mit den verschiedenen Modi adaptive Fahrwerkseinstellungen und die Durchquerung unterschiedlichster Gebiete. Im Hinblick auf das Zugvermögen markiert auch der Range Rover Sport mit 3,5 Tonnen die Spitze im Segment.
Ausstattung und Varianten
S, SE, HSE und Autobiography Dynamic lauten die Varianten des Range Rover Sport. Nichts Neues also bei den Bezeichnungen, wobei letztgenannte dem stärkeren Diesel und dem V8-Benziner vorbehalten sind. Während der S mit Stoffsitzen auskommen muss, kleidet ab dem SE Leder das Gestühl. Je nach Variante allerdings einfaches genarbtes Leder oder auch bis ein- zwei- oder sogar dreifarbiges Oxford-Leder.
Das Festplatten-Navigationssystem ist ab dem SE Serie, die Einparkhilfe hinten ist bei allen Modellen an Bord und ab dem HSE wird auch von vorne gepiepst bzw. mit der Rückfahrkamera auch visuell der Weg angezeigt. Während man beim S und SE die Heckklappe manuell betätigen muss, wird einem diese Arbeit ab dem HSE von einem Elektromotor abgenommen.
Fazit: Das Surfen auf der großen Welle des Erfolgs wird der Marke mit dem neuen Range Rover Sport leichtfallen. Dieses Automobil ist die ideale Symbiose aus luxuriösem Reisewagen und der vielfältigen Möglichkeiten auch abseits befestigter Pisten mit herausragenden Fahreigenschaften zu glänzen. Zudem ist der Range Rover Sport wohl das einzige Automobil im Segment, der agiles Fahren mit absoluter Geländegängigkeit verbindet. Da können Cayenne und Co. nicht mithalten. (ds)
Credits:
Text: Dietmar Stanka
Fotos: marioroman pictures
Technische Daten: Range Rover Sport 3,0 TDV6 HSE
Motor: 6-Zylinder-Diesel
Getriebe: Achtgang-Automatik
Hubraum: 2.993 ccm
Leistung in kW/PS bei xy U/min: 190 kW (258 PS)/4.000
Max. Drehmoment: 600 Nm bei 2.000 Umdrehungen pro Minute
Länge/Breite/Höhe: 4.850/1.983/1.780 in mm
Radstand: 2.923 in mm
Leergewicht: 2.183 kg
Zul. Gesamtgewicht: 3.000 kg
Kofferrauminhalt: 784 – 1.761 l
Bereifung: 225/55 R 20
Felgen: 8 x 20? Leichtmetall
Beschleunigung: 7,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
Tankinhalt: 77 l
Kraftstoffverbrauch Kombinierter Verkehr: 7,3 l auf 100 km
Preis: 71.400 Euro inkl. MwSt.