Nun gut, ein Neuwagen ist der BMW 328 des Jahrgangs 1937 nicht mehr so ganz. Dennoch verdient dieser Sportwagen besondere Aufmerksamkeit. Auch auf einem Portal, das sich in erster Linie mit der Vorstellung nagelneuer Automobile beschäftigt. Denn mit diesem Fahrzeug begann für BMW in den 1930er Jahren eine Ära der sportlichen Erfolge, die bis heute anhält.
Die Formensprache
Die Form des BMW 328 ist einfach nur betörend und faszinierend. Das galt und gilt nach wie vor. Der knapp 4 m lange und nur 1,55 breite Roadster mit der lange Haube und dem offen am Heck lagernden Reserverad wurde in den Jahren 1935/1936 entwickelt. 464 Stück des 328 wurden insgesamt gebaut, davon 403 in der klassischen und von uns auf der Silvretta Classic 2013 gefahrenen Version.
Die restlichen Fahrzeuge bekamen Rennaufbauten und Karosserien nach Kundenwunsch. So zum Beispiel auch der Superleggera mit der Alu-Karosse, die von BMW Entwicklungsvorstand Dr. Klaus Draeger und dessen Ehefrau auf der Silvretta Classic 2013 pilotiert wurde.
Das Cockpit ist eng geschnitten. Zwei ausgewachsene Männer, Ralf Vierlein, Leiter Sales und Aftersales BMW Group Classic und meine Person füllten den Innenraum komplett aus. Da sollte man sich gut verstehen, wenn an drei Tagen knapp 700 km zurückzulegen sind. Dass es wunderbar geklappt hat, zeigten ein erster Platz bei einer der 21 Sonderprüfungen und ein weiteres Top-Ten-Ergebnis bei einer Wertungsprüfung, auf der wir den siebten Platz erreichten.
Das Fahrverhalten
780 kg Leergewicht, rund 90 PS und 2 Liter Hubraum sorgten nicht nur für eine gehörige Menge an Fahrspaß, sondern auch gleichzeitig für überlegene Überholmanöver. Da wunderte sich so mancher Lenker eines Neuwagens, als wir mit dem 328 bei steilen Passauffahrten zeigten, wo der Barthel den Most holt. Das vollsynchronisierte Viergang-Getriebe, knackig zu schalten, war dabei ein wesentlicher Vorteil.
Die Bremsen, vorne und hinten Trommelbremsen, gaben bei den Abfahrten der insgesamt sechs Pässe und weiteren Berg- und Talfahrten ihr Bestes, aber auch an manchen Stellen ihr Letztes. Nicht ganz ungefährlich das Einkreisbremssystem, das bei einem Ausfall der Anlage zu haarigen Situationen führen kann. Ralf Vierlein ist deshalb im Moment mit der FIA in Verhandlung, um eine, natürlich dann nicht mehr dem Original entsprechende, Zweikreisbremsanlage einbauen zu können.
Fahrwerkstechnisch schien der 328er dagegen faktisch auf der Höhe der Zeit. Auf den schmalen Reifen flitzten wir durch Kurven und Passkehren, dass es eine wahre Freude war. Das berühmte eingemeißelte Lächeln im Gesicht, manchmal das Messer zwischen den Zähnen, durchquerten wir das Montafon, Liechtenstein, Klosters und Davos sowie das Unterengadin und Tirol.
Silvretta Classic 2013
Drei Tage, sechs Pässe und fast 700 km Wegstrecke. Das ohne auch nur an einem einzigen Schräubchen drehen zu müssen. Natürlich steht ein Fahrzeug der BMW Classic bestens im Futter und ist so herausragend vorbereitet, dass nichts passieren dürfte. Dennoch ist es immer wieder bewundernswert, dass ein Automobil solche Distanzen problemlos bewältigt.
Der erste Tag diente der Eingewöhnung. Das gelang bestens, da Ralf Vierlein mir die Tricks und Kniffe des BMW 328 erläuterte. Vom Startort Partenen im Montafon führte die Strecke über die Silvretta Hochalpenstraße auf die Bieler Höhe, die auf 2.037 m liegt. Am zweiten Tag war mir der BMW 328 ans Herz gewachsen und so legten wir die mehr als 330 km inklusive Pausen in weniger als 10 Stunden zurück.
Start war wieder in Partenen. Von dort ging es über Bludenz, Feldkirch, Vaduz bis zum Pizol, auf dessen Bergstation ein Brunch vorbereitet war. Über Klosters und Davos fuhren wir über den Flüelapass (2.383 m) hinunter ins Unterengadin. Vorbei an Scuols und Martina ging es zurück nach Tirol. Von Landeck über Ischgl wieder hinauf auf die Bieler Höhe, endete der längste Tag in Schruns.
Am dritten Tag standen der Flexenpass, der Hochtannbergpass und das Furkajoch auf dem Programm. Mondäne Orte wie Lech, Zürs und Warth wurden passiert, bevor uns der Weg wieder zurück ins Montafon führte. In Vandans fand dann vor vielen begeisterten Zuschauern der Große Preis, ein zweimaliges Durchfahren des Ortes, statt.
BMW Classic
Neben dem BMW 328 unseres Teams waren drei weitere Fahrzeuge der BMW Classic am Start. Neben dem bereits erwähnten 328 von Dr. Draeger und Frau, ein BMW 507 mit Prinz Leopold von Bayern und dem Journalisten Wolfgang Gomoll sowie ein Mini Austin mit der Rallye-Legende Rauno Aaltonen und dem Geschäftsführer der Motorpresse Stuttgart, Dr. Volker Breid.
Alle vier Oldtimer kamen ohne auch nur die geringste Blessur ins Ziel. Ein großer Verdienst an BMW Classic, die nicht nur die eigenen Fahrzeuge aufbereitet, sondern sich im ganz besonderen Maße um Kundenautomobile kümmert. Dabei geht es nicht nur um Wartung und Restauration. BMW Classic sucht weltweit nach Fahrzeugen, stellt die Originalität fest und steht mit Rat und Tat zur Verfügung. So ist es zum Beispiel auch möglich, sich für eine Oldtimer-Ausfahrt einen der vielen BMW auszuleihen. Die Chance auch einmal dabei zu sein. (ds)
Technische Daten: BMW 328 Baujahr 1937
Motor: Sechszylinder-Reihenmotor
Hubraum: 1.971 ccm
Bohrung x Hub: 66 x 96 mm
Leistung: 80 PS bei 4.500 U/min
Getriebe: Viergang-Schaltung
Bremse hinten und vorne: Trommel
Maße: 3.900 x 1.550 x 1.400 mm
Leergewicht: 780 kg
Höchstgeschwindigkeit: 155 km/h
Preis (1937): 7.400 RM
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