Der Jaguar F-Type und Meinereiner? Echte Bro’s! Unsere ersten Runden absolvierten wir auf dem Bilster Berg, drehten Donouts am Hamburger Hafen, haben die legendäre Mile Miglia begleitet etc etc. Mein britischer Buddy ist aber nun erwachsen geworden und das steht ihm verdammt gut.
Das Design – vom Spielkind zum Dressman
Die Scheinwerfer sind nun nicht mehr nach oben gezogen, sondern verbinden optisch den dominanten Kühlergrill und vordere Kotflügel miteinander. Durch die schmaleren LED-Lichter wirkt die Motorhaube optisch in die Länge gezogen. Das Erscheinungsbild des F-Type hat dadurch deutlich an Eleganz gewonnen- hat schon fast italienische Klasse. James Bond würde in ihm bestimmt verdammt gut aussehen aber die Jags sind in Hollywoodproduktionen meist kurioserweise den (stilvollen) Bösewichten vorbehalten- auch bei 007.
Im Innenraum fühlt man sich nach wie vor wohl. Auch als Sitzriese bleibt trotz des großartigen (optionalen) Panoramadachs immer noch ausreichend Kopffreiheit vorhanden und die Übersicht der Instrumentanordnung hat eindeutig das Prädikat „vorbildlich“ verdient. Dies gilt ganz besonders für die Klimakontrolle.
Hinter dem Lenkrad blickt man nun auf ein anpassbares, hochauflösendes 12,3 Zoll Display, in der Mittelkonsole übernimmt ein 10 Zoll Touchscreen die Übersicht aller Komfort und Entertainmen Funktionen. Apple Car Play und Android Auto sind dabei nun auch endlich herzlich willkommen. Dazu gibt es neue Dekore und die Auswahl zwischen zwei ausgezeichnet kalibrierten Merdian Sound-Systemen. Aber der echte Jaguar-Soundtrack kommt von woanders her.
Der Motor des Jaguar F-Type R P575 | Kraft, Kraft und nochmals Kraft
Unter der Haube grummelt in der R-Variante glücklicherweise immer noch das selbe Fünfliter-Kompressor-V8-Aggregat. Der faucht nicht mehr ganz so aggressiv im Stand aber das ist auch nicht weiter schlimm denn im Race-Mode brüllt er nach wie vor aus allen vier Endrohren.
Und das zu Recht. Wer das Gaspedal in den Boden versenkt bekommt die Kraft von 575 Pferden (423 kW) zu spüren die sich Dank serienmäßigen Allrad blitzschnell in Vortrieb umwandeln. In Zahlen ausgedrückt bedeutet es, dass sich 1,8 Tonnen in gerade mal 3,7 Sekunden auf Tempo 100 km/h scheuchen lassen. Das maximale Drehmoment von 700 Nm drückt Fahrer und Beifahrer dabei mächtig in die komfortablen aber dennoch griffigen Sportsitze. Dabei schiebt und schiebt und schiebt der Brite nach vorne – bis maximal 300 km/h.
Auch bei der Querdynamik ist der Jaguar F-Type R P575 nicht verlegen sich ins Zeug zu legen. Jaguar ist ja kein Nobody im Rennsport. Und so bereitet jede noch so kleine Windung ein Riesenvergnügen auch wenn die Lenkung selbst im Dynamik Modus doch einen Tick zu soft ausgefallen ist.
Die Auslegung ist dabei dank des hinterradbasierten Allradsystem neutral bis leicht übersteuernd ausgelegt. Zu forsche Manöver werden allerdings auch gerne mal mit einem kratzen über die Vorderräder bestraft was auch dem Gewicht geschuldet ist. Wer Lust hat, übernimmt die Arbeit der sehr gut abgestimmten 8-Gang-Quickshift-Automatik und lässt die Gänge via großzügig dimensionierter Schaltwippen am Lenkrad durchschnalzen.
Eine GT4 Variante vom Jaguar F-Type? Leider nur ein Traum…
Nach wie vor stellt sich die Frage zu was eine im Gewicht gerippte GT3 oder GT4 Variante wohl fähig wäre aber Jaguar verweigert sich beim F-Type dem Rennsport. Das bleibt dem I-Pace und dem Formel E-Wagen I-Type 4 vorbehalten. Schade, denn Potential wäre definitiv da. Aber – er ist im Grunde seines Herzens ein verdammt sportlicher Gran Turismo.
Der Verbrauch | Erstaunlich effizient
Man könnte jetzt denken 575 PS und Effizienz – das passt irgendwie nicht so ganz zusammen. 10,7 Liter Durchschnittsverbrauch laut Hersteller bei so einem Monster? Haben wir unterboten. Im Schnitt ging es mit knapp unter 10 Litern umher. Angelegt haben wir diesen Wert nicht – inbegriffen sind auch einige schnelle Fahrten jenseits der Richtgeschwindigkeit sowie freudiges Landstraßenkurven.
Nicht unbedingt die größte Sorge von einem potenziellen F-Type R Käufer aber schön zu wissen, dass der Tank nicht gleich nach 200 Kilometern schon blutleer nach der nächsten Tankstelle schreit. Im Schnitt ging es alle 450-550 Kilometer tanken. Mit ein wenig vorausschauenden Blick sind die vom Hersteller angegebenen Werte also keine Zauberei.
Fazit: Operation gelungen! Mit der neuen Front hat man dem F-Type das verspielte genommen und ihn zum Dressman geformt. Wer sich die Top-Variante mit bullenstarken V8-Kompressor leisten kann sollte zugreifen- wer weiß wie lange man bei Jaguar noch acht Zylinder bellen lässt. Dafür bekommt der Käufer einen absoluter souveränen Gran Tourismo der besten für den Alltag gerüstet ist, sich aber nicht davor scheut mal kurz einen Abstecher auf der Nordschleife zu absolvieren. Ein stimmiges Gesamtpaket für angehende Bösewichter mit Stil.
Fanaticar Magazin | Text: Mario-Roman Lambrecht | Fotos: marioroman pictures
