Der neue VW Polo hat ein Facelift erhalten. Wir durften ihn schon fahren. Was gefällt und was nicht, erfahrt ihr hier und jetzt im Fahrbericht. 

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Auch, wenn derzeit besonders SUV und Crossover besonders gefragt sind- Polo und Golf sind bei Volkswagen nach wie vor gesetzt. Zum Glück, denn der Polo beweist auch mit dem neuen Facelift, dass er einfach ein souveräner, ausgefeilter Buddy ohne großartige Allüren ist. 

Bei der Karosserie sind die Unterschiede am ehesten an den neuen Front- und Rücklichtern zu erkennen. Vorne gibt es optional das hervorragende LED-Matrix-Licht. Dazu zieht sich das LED-Tagfahrlich über die komplette Front bis zum VW-Zeichen. Hinten wurden die Rücklichter um ein Element vergrößert. Dies gefiel mir persönlich vor dem Facelift besser, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Insgesamt schaut der Polo besonders in der von uns gefahrenen R-Line-Variante sehr gefällig aus, ohne sich dabei aufzudrängen. 

Doch richtig auftrumpfen tut der Polo wieder mal im Innenraum. Das Raumgefühl im Polo übertrifft so ziemlich jeden Konkurrenten seiner Klasse. Die Sitze lassen sich so weit runterfahren, dass sich auch Passagiere jenseits der 1,90 wohlfühlen. Dann allerdings wird es im Fond etwas enger, aber es ist ja nun mal ein Kleinwagen und kein Bulli. 

2022 Volkswagen Polo 1.0 TSI OPF DSG - 110 PS/81 kW - Reef Blue Metallic | MarioRoman Pictures

Und trotz souveräner Haptik, durchdachtem Design und guter Übersicht kommen wir dann doch zum ersten Knackpunkt. Wer sich das Top-Navi mit 9,2 Zoll (ca. 23 cm) Breite ordert, muss leider weitestgehend auf haptische Druckknöpfe verzichten. Noch nicht mal zu einem analogen Lautstärkeregler ließ man sich in Wolfsburg überreden. Liebe Autohersteller- es hat seinen Grund, dass wir Autofahrer nicht während der Fahrt mit den Handys herumspielen dürfen.  Warum kommt man auf die Idee das touchen weniger gefährlich ist? Glücklicherweise verzichtete man im Polo auf das Touchlenkrad. Man kann Volkswagen gar nicht genug dafür danken. 

Die Menüführung an sich ist logisch und durchdacht, wer möchte, kann auch Apple Car Play oder Android Auto via Smartphone arbeiten lassen. Geladen wird entweder über eine der vier USB-C Buchsen oder über die induktive Ladeschale im unteren Bereich der Mittelkonsole. Ablagemöglichkeiten gibt es massig und der Kofferraum bringt es regulär auf 351, maximal auf 1251 Liter. 

2022 Volkswagen Polo 1.0 TSI OPF DSG - 110 PS/81 kW - Reef Blue Metallic | MarioRoman Pictures

Unter der Haube des Testers schlummert  ein Dreizylinder-Turbo mit einem Liter Hubraum. Mal abgesehen von der Basis mit 80 PS und der 95 PS-Variante verzichtet Volkswagen auf manuelle Schaltung zugunsten eines Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebes. Leider möchte man fast sagen, denn so richtig harmonisch ist das noch nicht. 

Im Gegensatz zu den spritzigen und durchaus spaßigen Dreizylindern aus dem Hause Ford und Toyota wirkt dieser hier immer etwas müde und verschluckt sich besonders beim Anfahren regelmäßig mit dem DSG. Dazu kommt, dass der Turbo hier recht verspätet einsetzt, was regelmäßig in einem Nicken endet. Im Grunde genommen fühlt es sich regelmäßig so an, als ob das DSG deutlich ambitionierter am Start ist, schlussendlich aber immer erst warten muss bis der Turbo des Dreizylinders einsetzt.

2022 Volkswagen Polo 1.0 TSI OPF DSG - 110 PS/81 kW - Reef Blue Metallic | MarioRoman Pictures

Deutlich besser harmoniert es in der Sport-Einstellung, was aber durch die höheren Drehzahlen am Ende zu einem höheren Verbrauch führt. In der Stadt gab es auf den ersten 200 Kilometern gute 6 Liter im Schnitt. Der Endverbrauch vor Abgabe pendelte sich bei knapp 8 Liter ein, trotz defensiver Fahrweise.

Die vorhin besagten Konkurrenten von Ford und Toyota sind bei gleicher Fahrweise locker mit zwei Litern weniger unterwegs. Persönlich wage ich zu behaupten, dass Anfahrverhalten und auch Verbrauch bei den Dreizylindern mit manueller Schaltung deutlich besser funktionieren würde. Dementsprechend könnte ein Blick auf die 3.000 Euro günstigere 95 PS-Variante durchaus interessant sein. 

Wer die 110 PS voll auskosten möchte, bekommt Tempo 100 km/h in 10,4 Sekunden serviert. Maximal sind 195 km/h drin. Das Fahrwerk federt dabei komfortabel ab und sorgt auch bei Vmax für ein angenehmes Fahrgefühl. Gleichzeitig ist es immer noch straff genug, um die eine oder andere flotte Landstraßenfahrt hinter sich zu bringen. Alles souverän ohne viel Effekthascherei. Für die ist dann am Ende der Polo GTI zuständig, der mit 207 PS deutlich mehr Zunder auf die Vorderachse bringt. 

Preislich geht es beim Polo bei 19.345 Euro los. Es werden drei Ausstattungsvarianten angeboten: Life, Style und R-Line. Der Polo GTI hat nochmal deutlich mehr Power mit sich, startet aber erst bei 31.095 Euro. Eine Plug-in-Hybrid- oder gar reine Elektrovariante gibt es nicht und ist wohl nicht geplant. Dafür bietet Volkswagen aber eine Erdgasvariante an. 

2022 Volkswagen Polo 1.0 TSI OPF DSG - 110 PS/81 kW - Reef Blue Metallic | MarioRoman Pictures
In Rückansicht gibt es größere Rückleuchten und das Logo ist nun mittig positioniert

Fazit: Nach wie vor ein Musterknabe

Keine Frage, auch das Facelift des neuen Polo zeigt wieder eindrucksvoll, wer die Hosen im Kleinwagensegment anhat. Der Polo liefert wieder herrlich unspektakulär ab, überzeugt vor allem mit Übersicht, Platz und souveräner Haptik. Am Touch-Tend kommt man derzeit leider nicht vorbei, aber vielleicht besinnen sich die Hersteller ja für die nächsten Generationen ja wieder.

Die persönliche Empfehlung geht in Richtung 95 PS Benziner mit Handschaltung, denn so ganz harmonisch will das noch nicht mit dem Dreizylinder und dem DSG funktionieren. Die Tatsache, dass ich tatsächlich nur diese beiden Punkte zum Meckern gefunden habe, zeigt, dass der Volkswagen Polo an sich nach wie vor zu Recht ein echter Bestseller ist.

Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures