Mit dem Volkswagen ID.7 soll endlich Schluss sein mit Experimenten. Und tatsächlich scheint die schicke Limousine endlich auf Augenhöhe mit Tesla.
Es ist kein Geheimnis, dass die politisch. erzwungene Elektrifizierung der europäischen Autolandschaft sichtlich Schwierigkeiten bereitet. So hagelt es regelmäßige Watschen aus Ost und West. Volkswagen will aber mit dem ID.7 nun endlich ein Fahrzeug aufgestellt haben, welches sich auf Augenhöhe mit Tesla befinden soll. Qualitativ, machen wir uns nichts vor, ist das ein leichtes Unterfangen. Technisch hingegen ist Elon bis dato in einer anderen Sphäre unterwegs gewesen. Dazu kommen noch die Tesla Jünger, für die Konkurrenz offenbar einfach nicht vorhanden ist. Oder doch?
Exterieur-Design Volkswagen ID.7 Pro – Wolfsburger Schlachtschiff
Knapp fünf Meter streckt sich die Karosserie des ID.7 in die Länge und lässt den Passat somit eine Klasse unter sich. Der ID.7 löst gewissermaßen den Arteon ab und schnuppert auch bei der Verarbeitung ganz vorsichtig wieder in Richtung Oberklasse. Die Fließheck.. Pardon – Coupe-Linie erlaubt den Einsatz einer großen Heckklappe und ermöglicht so eine extrem praktische Nutzung des mindestens 532 Liter großen Kofferraums. Maximal sind bis zu 1.586 Liter drin. Demnächst folgt noch eine Kombi-Variante namens Tourer. Einen praktischen Frunk gibt es aber leider nicht.
Die Linienführung beugt sich der aerodynamischen Physik und sorgt mit einem CW-Wert von 0,23 für eine optimale Windschnittigkeit. Dazu gibt es LED-Beleuchtung hinten und vorn, wobei letzteres optional mit dem unbedingt empfehlenswerten Matrix IQ. Light auffährt. Ebenso optional ist das Smart-Glas-Panormadach, welches auf Knopfdruck transparent wird und umgekehrt. Wer viel Lichteinfall mag, wird dieses Feature lieben. In den Radkästen verrichten ab Werk 19 – optional bis zu 20-Zoll große Felgen ihren Job.
Innenraum und Technologie: Hochwertig, aber extrem touchy
Der Innenraum überzeugt mit hochwertiger Verarbeitung und guten Materialauswahl. Einzig auf den Einsatz des hochglänzenden Schwarz-Lacks hätte man gerne verzichten können. Dank eines Radstands von knapp drei Metern sitzt es sich überall sehr bequem und sorgt im Fond für Beinfreiheit auf Level einer Premiumlimousine. Ein Tesla Feature, auf das wir gerne verzichtet hätten, ist der Einsatz eines übergroßen Bildschirms und der fast komplette Verzicht auf haptische Knöpfe zugunsten von ablenkendem Touch.
Beim Infotainment hat Volkswagen sich aber sichtlich Mühe gegeben, deutlich intuitiver von Hand zu gehen. Zwar erreicht dies weiterhin nicht die Einfachheit von Apple Car Play oder Android Auto, aber es läuft stabil und erscheint logisch. Auf der doch recht kurzen Testfahrt konnten wir uns damit nicht so tief damit auseinandersetzen. Großes Lob geht übrigens an gut abgestimmte Harman Kardon Anlage, die für ordentlich Wumms im Gehörgang sorgt. Auch die Nutzung via Sprachbefehl ist möglich.
Das Cockpit-Display wurde auf ein Minimum reduziert, gibt dafür aber dem serienmäßigen Argumented-Reality-Head-Up-Display ausreichend Platz sich zu entfalten. Man kann es nicht anders sagen, hier hat Volkswagen einen grandiosen Job gemacht, was genauso für die extrem Langstrecken-freundlichen Sitze gilt. Auch bei der Übersicht punktet der ID.7, wartet zusätzlich mit einer Armada an Parksensoren und Videokameras auf, und parkt zu Knopfdruck selbstständig ein.
Reichweite und Fahrdynamik 175 kW Ladeleistung und bis zu 180 km/h Vmax
„Unter der Haube“ genauer gesagt unter den Passagieren kommt im ID.7 Pro ein 286 PS/210 kW starker Elektromotor zum Einsatz, der die Hinterachse antreibt. Eine schlaue Entscheidung, denn das sofort anstehende Drehmoment von 545 Nm muss sich somit nicht mit unnötig mit Schrubberei auf der Front abquälen. Zudem fördert es die attraktive Agilität des Wolfsburger massiv.
Tempo 100 km/h gibt es nach 6,5 Sekunden, maximal sind 180 km/h drin. Mit einer Batteriekapazität von 77,0 kWh sind laut Volkswagen/ WLTP bis zu 621 Kilometer drin. Dazu ist noch eine weitere Variante angekündigt, die sogar bis zu 700 Kilometer ermöglichen soll. Inwieweit sich Verbrauch und Reichweite im Alltag von den bei Elektroautos oftmals sehr geduldigen Angaben unterscheiden, bedarf eines längeren Alltagstestes.
Beim Laden fährt Volkswagen noch mit alter 400-Volt Technik auf. Mit bis zu 175 kW positioniert sich der neue ID.7 im oberen Mittelfeld, kann an einer kompatiblen Ladesäule in knapp 30 Minuten Saft von 10 bis 80 Prozent aufladen. Später dazu gesellen werden sich Allrad-Varianten und natürlich eine Power-Version.
Durch besagten Hinterradantrieb erreicht der ID.7 eine ganz andere Klasse der Fahrfreunde. Besonders in Verbindung mit dem adaptiven Dämpfungssystem kommt hier eine Fahrfreude auf, die man sonst eher bayerischen Bereich erwartet. Die Abstimmung des Fahrwerks ist dabei absolut gelungen, die Lenkung agiert ohne Fehl und Tadel, sodass kaum Korrekturen nötig sind. Trotz der enormen Länge kann der ID.7 dies auf kurvigen Straßen kompensieren. Selbst im ESP Sport Modus musste man ihn schon arg ärgern, um den einen oder anderen Heckschwenk mitzunehmen. Die typische VW-Sicherheit gepaart mit Fahrspaß – das ist eine grandiose Kombination.
Fazit: Volkswagen ID.7 Pro: Der richtige Schritt
Die Hausaufgaben wurden erledigt. Endlich mal wieder eine Limousine. Endlich mal Elektroauto mit aus Deutschland mit Potenzial. Dieser Volkswagen ist das derzeit wohl beste, was man vollelektrisch auf die Pneus gebracht hat. Mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern und der sauberen Verarbeitung auf Premium-Level zeigt sich VW kampflustig. Ob Tesla nun Angst vor dem ID.7 Pro haben sollte, wird sich an den Verkaufszahlen zeigen.
Preislich geht es beim ID.7 Pro ab 56.995 Euro los. Mit den ganzen netten Extras unseres Testers im Gepäck sind am Ende dann rund 70.000 Euro fällig. Und ja, das ist viel Geld, aber mit der 280 PS starken Benziner-Variante des Arteon war man auch nicht viel günstiger dabei. Und auch bei der Konkurrenz wird es hierzulande nicht deutlich günstiger. E-Mobilität, daran müssen wir uns gewöhnen, ist und wird zeitnah kein Schnäppchen sein.
Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures