Ich neige immer dazu, besonderen Autos besondere Namen zu geben. Lucy zum Beispiel – oder Megan. Megan ist etwas Besonderes und hört im Alltag auf den Namen Range Rover Sport. Und sie ist nicht nur schön, sie hat Charakter.

Eine der am häufigsten gestellten Fragen in meinem rund zwanzigjährigen Bestehen als Autojournalist ist unangefochten: Welches Auto würdest du dir privat kaufen? Und die Antwort hat sich seitdem nie geändert – einen Range Rover.

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Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Design Range Rover Sport – Pure Eleganz

Kaum eine andere Marke hat es geschafft über die ganzen Jahre nach wie vor so stilvoll zu bleiben und trotz sportlicher und oftmals deutlich im sechsstelligen Bereich angesiedelten Preisen niemals im Segment des Protzens zu landen. Oder anders gesagt: Einen Range Rover wird man in den seltensten Fällen vor der Shishabar herumlungern sehen. Stil kann man eben doch kaufen.

Mit der neuesten Generation des Range Rover Sport hat Land Rover nochmals eine Schippe draufgelegt und ein optisches Meisterstück geschaffen. Die Zeiten der harten Kanten sind vorüber, stattdessen wurde in Perfektion fein geschliffen. Davon betroffen sind auch die Türgriffe, die sich maximal heraustrauen, um den Einstieg zu gewähren. Danach schmiegen sie sich wieder in die Karosserie, um die Eleganz zu wahren.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

In der Front gibt sich der neue Range Rover Sport attraktiv, aber niemals aufdringlich. Auf den Trend mit dem mächtigsten Kühlergrill lässt man sich hier gar nicht erst ein und präsentiert stattdessen einen schlanken Lufteinlass, der harmonisch in die grandiosen Digital-LED-Scheinwerfer hineinfließt.

Die edle Seitenlinie mit leicht abfallender Dachlinie vollbringt einen sanften Übergang in das schnörkellose Heck, das maximal von den Schriftzügen und dem Kennzeichen in seiner Perfektion unterbrochen wird. Und wie es sich für eine echte Grand Madame gehört, ist die Auswahl an potenziellem Schuhwerk groß und lässt bis ins 23-Zoll-Format in die Radkästen verbauen. What a Lady.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Interieur Range Rover Sport – Schlichter Luxus

Doch wie steht es um die inneren Werte von Megan? Auch hier lässt der britische Edel-SUV keine Blöße. Der Innenraum gibt sich extrem aufgeräumt und offenbart feinste Materialauswahl. Der Kunde hat dabei die Wahl zwischen herrlichem Leder oder veganen Alternativen wie in unserem Testwagen.

Die leicht ansteigende Mittelkonsole versorgt den Fahrer mit einer logischen Anordnung physischer Dreh- und Druckknöpfe und geht fließend in den dezent gebogenen 13,1-Zoll-Touchscreen über. Hier setzt Land Rover auf das Pivi Pro System, welches nicht nur zügig ist, sondern sich auch erstaunlich intuitiv bedienen lässt.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Dadurch, dass sich das System auch im Stand quasi immer nur im Schlummermodus befindet, fallen zudem lästige Wartezeiten bei Fahrtantrtritt weg. Das System ist immer online und kann das Fahrzeug somit auch regelmäßig mit Updates versorgen. Selbstverständlich sind auch Apple CarPlay und Android Auto kabellos nutzbar und das Smartphone kann sowohl über USB als auch induktiv geladen werden. Dasselbe gilt für die Nutzung von Alexa.

Ebenso überlegt gibt sich die Gestaltung des Dreispeichen-Lenkrads und dessen Bedienanordnung. Trotz glatter Oberfläche sind die Druckpunkte gut gesetzt und auch nicht überempfindlich. Hier dürfen sich besonders Volkswagen und Mercedes gerne noch einmal Nachhilfe holen. Direkt dahinter präsentiert sich ein scharfes 13,7-Zoll-Cockpitdisplay, welches nicht einfach schnöde mit vier Ecken daherkommt, sondern tatsächlich stilvoll in das Cockpitdesign integriert wurde. Dazu versorgt das Head-up-Display den Fahrer mit den wichtigsten Informationen.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Ähnlich wie beim großen Bruder Range Rover sind hier die Platzverhältnisse enorm, was zusätzlich mit den komfortablen und 22-fach verstellbaren Sitzen und des allgemein sehr stilvoll gestalteten Interieurs für eine freudige Lounge-Atmosphäre sorgt. Dank des Radstands von drei Metern ist auch im Fond ausreichend Kniefreiheit garantiert. Man fährt hier nicht von A nach B, man genießt die Fahrt von A nach B. Man kann wirklich sagen, die Lady hat Charakter.

Alltag Range Rover Sport – Big Girl

Technisch ist der Fahrer mit allem versorgt, was derzeit möglich ist und das Meridian Soundsystem bringt mit 1.435 Watt ordentlich Wumms in die Gehörgänge. Als leidgeplagter Heuschnupfen-Allergiker kann ich zudem die Wirksamkeit des Luftreinigungssystems absolut bestätigen.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Der Kofferraum lässt sich regulär bis 450, maximal bis 1.860 Liter beladen. Mit umgeklappter Rückbank ergibt sich eine Ladelänge von 1.827 Millimetern. Mit einem Kissen bewaffnet, lässt sich hier also auch mal ein Nickerchen verbringen. Zudem zieht der Range Rover Sport auch gerne. Regulär sind es bis zu 3,5 Tonnen, einzig die PHEV-Varianten sind auf „nur“ drei Tonnen beschränkt.

Herzrasen ist hingegen angesagt, wenn es um urbane Parkhäuser geht. Dann nämlich werden einem die Proportionen von fünf Metern Länge und über zwei Meter Breite bewusst. Und trotz guter Übersicht ist man dann doch froh, wenn einem hier die Armada aus Sensoren und Kameras heil durch das Asphalt-Labyrinth bringt. Dafür ist das edle Blechkleid einfach zu schön.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Range Rover Sport – Die Seele spricht Offroad

Tatsächlich geht bei dem ganzern Luxus schon fast die Ursprünglichkeit des Range Rover alias Land Rover verloren. Denn im Grunde seines Herzens ist er immer noch ein Geländewagen, der selbst mit Straßenbereifung immer noch zu Großem fähig ist. Und hier legen wir bewusst Wert auf das Wort Geländewagen und nicht SUV.

Das höhenverstellbare Luftfahrwerk und etliche Offroadmodi unterstützen dabei sorgsam und wenn es dann wirklich sein muss, ist auch ein Schlammbad mit bis zu 900 Millimetern Tiefe möglich. Aber für solche Fälle hat Land Rover eigentlich den Defender parat. Megan gehört eher zu der Sorte, sie kann es, muss es aber nicht. Aber sie kann es eben.

Range Rover Sport Motoren – Für jeden etwas dabei

Derzeit hält Land Rover sechs Motorisierungen für den Range Rover Sport parat. Den Einstieg gibt es mit dem 249 PS starken Reihensechszylinder-Turbodiesel D250, der auch als D300 und D350 erhältlich ist. Auf der Benziner-Seite kommt in der Basis der von uns schon im alten Range Rover geschätzte P400 mit, schwer zu erraten, 400 PS zum Einsatz.

Elektrifiziert fahren der P440e und der P510e vor, die als PHEV-Variante ebenfalls mit aufgeladenem Dreiliter-Reihensechser vorfahren. Einzig das Topmodell P530 darf noch mit einem echten 4,4-Liter-V8-Biturbo aus dem Hause BMW auftrumpfen. Er knackt mit 4,5 Sekunden als Alleiniger die Tempo-100-Hürde in unter fünf Sekunden und rennt bis zu 250 km/h schnell.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Range Rover Sport P440e – Der kann tatsächlich effizient

Das Wort Effizienz und Plug-in-Hybrid löst in mir meist nur ein müdes Lächeln aus. Denn primär sind die meisten PHEVs nur dafür gebaut, um die offiziellen Emissionen dank realitätsferner Testnormen zu drosseln. Ist der Akku leer, ist dann vornehmlich auch Schluss mit der Effizienz. Einzig der Polestar 1 konnte mich hier überzeugen und genau da setzt der Range Rover Sport an.

Range Rover macht hier nämlich direkt zwei Dinge richtig. In dem getesteten P440e kommt zum einen eine leistungsstarke Batterie mit 31,8 kWh zum Einsatz. Das sorgt in Kombination mit dem 143 PS starken Elektromotor für eine Reichweite von bis zu 113 Kilometern laut Hersteller. Im Alltag kann man von guten 80 bis 90 Kilometern sprechen. Damit dürfte der Großteil der Range Rover Sport Kunden primär elektrisch fahren, wenn sie zu Hause im Besitz einer Wallbox sind.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Der zweite Punkt ist die Möglichkeit des Schnellladens. Denn nicht jeder hat die Möglichkeit, sein Auto vor Ort zu laden und wer hat schon Lust und die Zeit, sein Fahrzeug stundenlang an einer AC-Säule stehenzulassen? Oftmals lassen sich manche Fahrzeuge gar nicht mehr ausreichend laden, da hier immer mehr Zeitbeschränkungen von rund zwei Stunden in den Städten zum Einsatz kommen.

Ich lasse mich hier auf das ultimative Experiment ein, lade, wann immer es mir möglich ist. Morgens während des Laufens im Stadtpark. Ein kurzer Einkauf im Supermarkt mit entsprechender Lademöglichkeit oder, oder, oder. Und trotz zweier Touren nach Hamburg, nach Berlin und Sankt Peter-Ording verabschiede ich den Megan nach 1850,8 Kilometern mit einem Verbrauch von gerade mal 2,6 Litern und einer Restreichweite von 86 Kilometern. Mit ein und demselben Tank wohlgemerkt. 

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Kostentechnisch hat es wenig gebracht, da die Stromanbieter an den DC Säulen tatsächlich ordentlich hin lagen. Tatsächlich zeigte es zumindest in meinem Fahrprofil, dass ich den Benziner wahrlich nur auf der Langstrecke nutzen musste. Wer natürlich meint, das Gaspedal stetig in den Boden zu drücken, ist mit einem PHEV ohnehin falsch aufgehoben und sollte direkt zum SV greifen.

Der P440e hat dank der großen Batterie noch einmal einen ordentlichen Batzen an Zusatzgewicht mit sich herumzuschleppen. In der Längsdynamik kann er das ausgezeichnet kaschieren, aber geht es in die flotte Kurvenfahrt, mahnt die Physik dann doch, sich etwas zu zügeln. Ich habe Megan aber eher so verstanden, dass sie galant von A nach B geführt werden will und eben nicht im Vollgasmodus. Insofern haben wir auf sportliche Ausflüge weitestgehend verzichtet. Dafür gibt es ja „noch“ das Geschwisterchen Jaguar F-Type. Soll es dann aber doch mal fixer vorangehen, enttäuscht Megan mit einem 5,8 Sekunden Sprint von 0 auf 100 km/h nicht.

Range Rover Sport P440e PHEV | MarioRoman Pictures

Fazit: Wer meint, dass man Stil nicht kaufen kann, irrt. Der neue Range Rover Sport ist so souverän geraten, dass man nicht anders kann, als ihm einfach Respekt zu zollen. Und trotz der Tatsache, dass selbst Bentley, Rolls-Royce oder auch Ferrari sich in dem Segment positioniert haben… an diesen besonderen Land Rover Touch kommen sie einfach nicht heran. Was auch daran liegen mag, dass diese Marke von Anfang tougher angedacht war. Rough kann Megan zur Not immer noch, doch dabei schaut sie jetzt auch darüber hinaus verdammt sexy aus.

Technische Daten Range Rover Sport P440e (2023)

EigenschaftWert
AntriebsartPlug-in-Hybrid
MotorReihensechszylinder Bi-Turbo
Hubraum2.996 ccm
Leistung Verbrennungsmotor400 PS (294 kW)
Leistung Elektromotor143 PS (105 kW)
Gesamtleistung (PS / kW)440 PS (324 kW)
Maximales Drehmoment620 Nm
Beschleunigung 0 auf 100 km/h5,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit225 km/h
Getriebe8-Stufen-Automatikgetriebe
Batteriekapazität31,8 kWh
Maximale Ladeleistung DC50 kW
Maximale Ladeleistung AC7 kW
elektrische Reichweite113 km (WLTP)
Radstand2.997 mm
Länge4.946 mm
Breite2.209 mm
Höhe1.820 mm
Ladevolumen450 bis 1.860 Liter
Leergewicht2.660 kg
zul. Gesamtgewicht3.450 kg
Anhängelast3.000 kg
Verbrauch0,9 l/100 km
Reichweiteca. 740 Kilometer
Preis ab106.700 Euro

Fanaticar Magazin | Fotos: MarioRoman Pictures